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Runter vom Holzweg: Darf Arbeit Spaß machen?

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***Heute liest Du einen Gastbeitrag von Andrea von solittletime.de***

Als ich das erste Mal dachte „Mensch, Andrea, ich glaub Du bist auf dem Holzweg hier.“ war ich 16 und hatte gerade meine Ausbildung in einem großen Medienhaus begonnen. Bürokauffrau wollte ich werden, naja zumindest so halb.

An der Ausbildung war an sich alles ok. Das Gehalt war überdurchschnittlich, die Aufgaben interessant, die Kollegen meistens nett.

Das einzige Problem? Die ganze Chose machte mir einfach keinen Spaß. Am liebsten hätte ich alles abgebrochen und mich doch an der einzigen Karriere versucht, die ich mir jemals für mich vorstellen konnte: Schriftstellerin werden. Menschen unterhalten, verzaubern, Geschichten erzählen.

Nur damit verdient man natürlich keine Brötchen, dachte ich, sagte meine Mama, sagte mein Lehrer. Schon damals lernte ich, dass meine Unzufriedenheit kein Problem war. So ist das eben mit der Arbeit, oder?

Wir alle quälen uns da hin, Tag für Tag. Wir alle hassen Montage und das Weckerklingeln. Wir alle leben nur für den Feierabend, TGIFreitag und den Urlaub. Und – das Ziel fest im Blick – den Tag unserer Verrentung.

So wachsen wir auf, so leben wir, so geben wir es an unsere Kinder und Enkel weiter.

Das Credo unserer Nation: Arbeit muss nicht Spaß machen. Dass das im Umkehrschluss natürlich bedeutet, dass etwas, das Spaß macht, keine Arbeit sein kann, ist fatal.

Mehr dazu aber später.

48.000 Stunden

So viel verbringst Du als Durchschnittsdeutscher in Laufe Deines Lebens in, mit und bei der Arbeit.

Und da gibt es immer noch Leute, die sagen, Arbeit muss keinen Spaß machen? Immer noch ist dieser Wolf im Schafspelz gesellschaftlich akzeptiert.

Unzufriedenheit im Job, die geäußert wird, grenzt in Deutschland nicht nur glatt an Blasphemie, sie wird beiseite gewischt. Du hörst “Da müssen wir alle durch”, “Du musst nur die richtige Work-Life-Balance finden”, „Verwirklichen kannst Du Dich ja auch in Deiner Freizeit“ oder eben das schöne “Ist ja nur Deine Arbeit, muss keinen Spaß machen, muss nur Geld einbringen.”

Das ist Bullshit mit kapitalem B. Denn genau das Gegenteil ist der Fall: Arbeit muss Spaß machen, wie sonst hast Du die Kraft, Dich 40 Jahre lang, an 150 Tagen im Jahr aufzuraffen um Dein kostbarstes, nämlich Deine Lebenszeit für eine Arbeit zu verwenden?

Die Entscheidung für eine Aus-, Fort- oder Weiterbildung musst Du treffen, weil Dir das Ergebnis Spaß macht. Und wenn Du feststellst, dass es keinen Spaß macht, dann bitte, bitte hör auf damit!

Vergiss die harten Fakten, die Kohle, die Aufstiegschancen oder wie gut diese Position in Deinem Lebenslauf aussieht.

Meine Kohle, meine Überstunden, mein Burnout?

Willst Du wirklich Teil davon sein? Willst Du Deine Lebendigkeit aufgeben für eine Freiheit auf Raten, für die Du Dich 2/3 Deiner wachen Zeit versklaven lässt?  Alles, was Du wirklich willst, kannst Du ja immer noch in Rente, mit 67, 75, 90 oder so. Dann, wenn Du wirklich frei bist, wenn Du auf Kreuzfahrtschiffen Dein Kreuzworträtsel löst.

Freizeit, Wirtschaft, Gleichgültigkeit. Für eine Revolution reicht es leider nicht ganz. Die Komfortzone ist tot, es lebe die Komfortzone!

Gemütlich ist es da und auch wenn Dich Deine Arbeit zu Tode langweilt, machst Du es wie der Panther in Kurt Tucholskys gleichnamigem Gedicht. Die Käfigtür steht sperrangelweit offen, aber Du gehst ja nicht.

Ein Experiment

Versuchen wir doch mal ein verrücktes Gedankenexperiment.

Vorsicht Nebenwirkungen: entrücktes Grinsen und lautstark geäußerte Unzufriedenheit!

Ich möchte, dass Du Dir vorstellst, Deine Arbeit würde Dir Spaß machen. So richtig, richtig viel Spaß.

Stell Dir vor, Dein Job wäre nicht limitiert durch Deinen Ausbildungsstand, Deine Zeugnisse, Deinen Lebenslauf, Dein Geschlecht oder Deine Herkunft.

Stell Dir vor, Du stündest jeden Tag gerne auf. Kannst Du erahnen, wie schön es wäre, wenn die Aufgaben, mit denen Du Deine Tage so verbringst, Dich wirklich erfüllen? Sinnvoll für Dich und andere sind? Wenn Du Deinen eigenen Enthusiasmus auf Kollegen, Kunden, Freunde und Deine Familie übertragen könntest? Wenn Du glücklich nach Hause kämst? Oder aus Deinem Home Office oder dem Café, in dem es sich so toll arbeiten lässt?

Vielleicht denkst Du Dir jetzt, dass ich spinne, oder dass ich ja gut reden habe und das ja überhaupt nicht realistisch ist? Dass man so auf gar einen Fall Geld verdienen kann? Oder noch schlimmer, dass man Leute bescheißen muss?

Ich hoffe nicht, aber ich würde lügen, wenn ich sagte, ich würd’s nicht erwarten.

Denn ich verrate Dir eins: Bis vor wenigen Wochen hätte, ach was, habe ich genau so reagiert!

Immer, wenn ich gefragt wurde, wie ich meine beiden Blogs, mein Depressionen-Aufklärungs-Projekt, meine Arbeit als Texterin und Virtuelle Assistentin zusätzlich zu meinem 25-h-Brotjob gemanagt bekomme, habe ich es gesagt.

Meine Ausrede, mein Sätzchen heruntergebetet.

“Ja, weißt Du, das fühlt sich halt nicht an wie Arbeit.”

Es fühlt sich nicht an wie Arbeit. Hoffentlich seufzt Du jetzt, denn mir ist definitiv nach Seufzen zu Mute.

Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Arbeit gut sein kann. Ich fühlte mich sogar schlecht deshalb! Ja, ich investiere locker 15 Stunden pro Woche in mein Business und ja ich möchte Geld damit verdienen. Aber ist das überhaupt ok?

Darf ich mich für etwas bezahlen lassen, das mir so verdammt viel Freude bereitet?

Du darfst.

Der Umkehrschluss, von dem ich weiter oben gesprochen habe, nämlich der, dass etwas, das Spaß macht, automatisch keine Arbeit und deshalb nicht bezahlt sein kann, ist ein schrecklicher Auswuchs dieses Problems unserer Gesellschaft.

Einer Gesellschaft übrigens, in der laut einer Studie nur 15% der arbeitenden Bevölkerung sich wirklich wohl fühlt mit ihrem Job und 85% entweder Dienst nach Vorschrift ausüben oder bereits innerlich schon gekündigt haben.

Wie war das gleich noch mit diesen Glashäusern?

Ich habe es ja schon vorweg genommen, ich muss es aber noch einmal sagen: Ja, Du darfst Dein Geld mit etwas verdienen, was sich für dich gut anfühlt.

Dieser Umstand wird oft als verwerflich angesehen und kann Dir den einen oder anderen bösen Blick oder Kommentar einbringen.

Nur weil Dir etwas Freude bereitet und Du Dich nicht dazu zwingen musst, heißt das noch gaaaanz lange nicht, dass dabei kein Geld für Dich rausspringen solltest.

Ganz im Gegenteil!

Deine Kunden, Deine Kollegen, Deine Vorgesetzten und vor allem Du selbst – Ihr alle profitiert davon, wenn Du Spaß an Deiner Tätigkeit hast.

Du musst Dich nicht entscheiden zwischen Glück oder Geld. Du darfst beides haben.

Das Schönste ist: Dank dieser wunderbaren Sache namens Intrinsischer Motivation wirst Du (statistisch gesehen zumindest) mit einem Job, der Dir Spaß macht, der Dich erfüllt, sogar mehr Geld verdienen, als in einem, in dem Du unzufrieden bist.

Du wirst Dich engagieren, Du wirst Dich investieren und dafür darfst Du auch Dein verdientes Geld bekommen.

Und ich verrate Dir eines: Nie wieder wird sich Geld so verdient anfühlen, als wenn Du es für etwas erhältst, das Du liebst.

Bist Du noch auf der Suche nach Deinem Herzensjob oder hast Du ihn schon gefunden?

Andrea DrexlÜber die Gastautorin:

Andrea ist das Gesicht hinter So little time, dem Blog rund um das Thema, wie Du das beste aus Deiner Zeit rausholst und das Leben lebst, das zu Dir passt. Und nicht nur das: Als die Sparfüchsin gibt sie viele wertvolle Tipps, für alle, die schlau mehr aus ihrem Geld machen möchten!

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Der Beitrag Runter vom Holzweg: Darf Arbeit Spaß machen? erschien zuerst auf Free Your Work Life - Suzanne Frankenfeld.


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