Als ich mich vor 2 Jahren daran machte, meinen unerfüllten (und das ist noch milde ausgedrückt) Job und damit irgendwie auch mein „altes“ Leben hinter mir zu lassen, war ich 31, kurz vor meinem 32. Geburtstag. Für mich war es der richtige Moment.
Als ich zu der Zeit einmal meinen Blog meiner Therapeutin gegenüber erwähnte und ihr sagte, dass ich der Meinung bin, das jede und jeder ihr/sein Leben in die Hand nehmen und verändern kann, stieß ich auf Gegenwind.
„Das kann nicht jeder machen. Mit 50 ist das alles nicht mehr so einfach!“, sagte sie.
Ich bin bis heute unglaublich dankbar dafür, wie diese Frau mir (mit EMDR) auf meinem Weg geholfen hat und gelegentlich immer noch hilft.
Trotzdem denke ich – kein Scheiß – seit diesem Tag immer mal wieder über ihre Äußerung bezüglich des Alters nach, stelle mich in Frage, denke weiter drüber nach… und komme zu dem Schluss: Sie war falsch.
Berufliche Neuorientierung mit 30 – für mich war es perfekt.
Ja, für mich war es tatsächlich perfekt, meinen Prozess der beruflichen Veränderung mit knapp über 30 zu starten. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon zwei Ausbildungen abgeschlossen, einiges an Berufserfahrung gesammelt und zumindest ein bisschen Geld auf der hohen Kante.
Ich hatte keine Kinder und auch keine in Planung und war damit für niemand anderen als mich selbst verantwortlich.
Man kann also sagen, es war für mich mit 30 ein perfekter Zeitpunkt.
Das hatte allerdings weniger mit meinem biologischen Alter zu tun, als mit meinen Lebensumständen und meiner bis dahin bereits gesammelten Erfahrung.
Berufliche Neuorientierung mit 40 oder 50? Ist es jetzt zu spät, um Dich und Dein Leben erfolgreich zu verändern?
Dank meines Fragebogens und der Leserinnen-Mails, die ich regelmäßig bekomme, weiß ich, dass mich auch viele Frauen zwischen Ende 30 und Ende 40 finden. Ein paar auch immer mal wieder über 50.
Auch wenn ich selbst meine berufliche Neuorientierung mit 30 gestartet und naturgemäß keine Ahnung habe, wie sich mein Leben mit Ende 30 oder 40 oder später anfühlen wird und wie risikobereit ich dann sein werde, glaube ich doch, dass ich hierzu etwas zu sagen habe.
Und das ist Folgendes:
Ich bin davon überzeugt, dass Du Dein Leben in jedem Alter verändern kannst. Und ich halte es für absoluten Bullshit, das an irgendeinem biologischen Alter festzumachen.
Es kommt also nicht auf’s Alter an. Aber worauf denn dann?
Für mich gehört zu einer beruflichen Veränderung, die Dich langfristig zufriedener macht, vor allem eine ordentliche Portion Pragmatismus und die Bereitschaft, auch etwas an Dir selbst zu verändern – und nicht nur Dein (berufliches) Umfeld zu wechseln.
Was ich mit Pragmatismus meine: Jede von uns hat einen Betrag X, den sie monatlich zum Leben braucht.
Wenn Du eine Auszeit machen möchtest, mit dem Gedanken an eine Selbstständigkeit spielst oder aus einem anderen Grund Deinen aktuellen Job kündigen möchtest, ohne schon genau zu wissen, wie es danach beruflich weitergehen soll, dann solltest Du für Dich wissen, woher Dein Betrag X die nächste Zeit kommt. (Und das darf gerne für länger als ein Jahr sein… ein Jahr geht schnell rum.)
Ich wusste damals, dass ich etwas Geld gespart habe und mindestens 9 Monate Anspruch auf ein ausreichend hohes Arbeitslosengeld 1 habe. Damit war ich für mindestens 12 Monate finanziell abgesichert.
Wäre es nicht so gekommen, wie es nun gekommen ist, hätte ich mir wahrscheinlich anschließend einen halben Bürojob gesucht oder wäre kellnern gegangen.
Das meine ich mit pragmatisch.
Ich persönlich finde es wichtig, dass Du für eine gewisse Zeit im Voraus weißt, wie Du Dich finanzieren kannst – und dass Du weißt, was Du tun kannst, wenn die Dinge im Anschluss nicht so laufen, wie Du es hoffst.
Wahrscheinlich bekommt man mit über 50 (?) nicht mehr so leicht einen Job, vielleicht ist das auch nur ein Glaubenssatz?!! Es hängt vermutlich stark von der Region, der Ausbildung und vielen weiteren Faktoren ab.
Ich wäre wie gesagt auch bereit gewesen, zu kellnern oder beim Bäcker zu arbeiten. Darüber sollte man sich meiner Meinung nach schon im Klaren sein… Thema Worst Case Szenario.
Für manche ist für ihre berufliche Neuorientierung mit 30 der richtige Moment gekommen, für andere mit 45 und für manche ist die Vorstellung einfach nicht zu ertragen, dass man theoretisch in einem prekären Job oder bei Hartz 4 landen könnte. (Was man allerdings auch kann, ohne selbst die Veränderung anzuschieben…) Letzteres ist durchaus auch eine Erkenntnis, zu der man kommen kann.
Nicht jeder hat die gleich hohe Risikobereitschaft und niemand sollte Entscheidungen treffen, die einen nachts nicht mehr ruhig schlafen lassen.
Falls das für Dich zutrifft, hilft es Dir aber bestimmt auch, an Dir selbst und Deiner Einstellung zu arbeiten.
Erfolgreiche berufliche Veränderung lebt von Deiner Bereitschaft, DICH zu verändern
Auch wenn ich tatsächlich in einem für mich völlig unpassenden beruflichen Umfeld gelandet war, gründete doch ein Teil meiner Krise auch auf meinen eigenen Denk- und Verhaltensmustern. Es war einfach die Kombination mehrerer unglücklicher Faktoren.
(Die man letztlich auch als glücklich betrachten könnte, denn ohne meine Krise hätte ich heute wahrscheinlich diesen schönen Blog hier nicht, viele tolle Erfahrungen nicht gemacht und viele fantastische Menschen nicht getroffen.)
Wenn also Deine Kohle erstmal gesichert ist (siehe oben) geht es meiner Meinung nach darum, zu verstehen, was Dein Anteil daran war, dass es Dir im letzten Job so schlecht ging – und diese Muster in Ruhe (!!! funktioniert nicht von heute auf morgen) zu bearbeiten.
Bei mir waren es zum Beispiel meine Ängste und unbewusste, tief verwurzelte Denk- und Verhaltensmuster, die mich gehemmt haben und aufgrund derer ich in meinem Job nicht so für mich, meine Bedürfnisse und meine Werte einstehen konnte, wie ich es gebraucht hätte. Außerdem habe ich mich selbst unter ordentlichen Leistungsdruck gestellt.
Es ist auch immer etwas in uns, das solche Lebenssituationen sucht und mit hervorruft. Daran gibt es für mich keinen Zweifel.
Und es liegt an uns, das zu ändern, Verantwortung für uns zu übernehmen.
Vielleicht brauchst auch Du erstmal eine Therapie oder Ähnliches, bevor Du anfangen solltest, an Deinen äußeren Lebensumständen rumzuschrauben?
Für mache trifft das zu, für andere nicht… herausfinden kannst Du es nur selbst.
Sieh zu, dass Du Dein Fix reinbekommst und dann: SPIEL! Probiere aus, lass Dich selbst von der Leine!
In Wirklichkeit nehmen die meisten von uns das Leben ein bisschen zu schwer – übrigens besonders oft auch Menschen, die es auf dem Papier doch eher komfortabler haben als der größte Teil der Menschheit – und lassen sich zu sehr von einem System beeinflussen, das Menschen einfach nur ausbeutet und kein Wesen schätzt. Human Resources eben.
Dieses System (der entartete Kapitalismus) funktioniert nur immer noch so „schön“, weil zu viele von uns sich immer noch davon beeindrucken lassen, stumpf und blind „die Regeln“ glauben und sich mithilfe von Angstmache kleinhalten lassen.
(Plus: Es mit ihrem völlig unüberlegten Konsum noch weiter unterstützen, aber das ist ein anderes Thema…)
Nachhaltig zufrieden wirst Du meiner Meinung nach nur, wenn Du das durchschaust und dann für Dich ganz bewusst entscheidest, bis zu welchem Grad Du dieses Spielchen mitspielen möchtest und wo Du lieber eigene Spielregeln machst.
Du musst ja nicht zum radikalen Aussteiger werden.
Vielleicht suchst Du Dir einen Teilzeitjob, der eben Dein Fix reinbringt, findest einen Weg, Dich persönlich weiterzuentwickeln und der Rest: Playtime!!!
Finde heraus, was Dir Freude macht und tu das. Gründe vielleicht Dein Business nebenbei, hab Freude an dem Prozess und lebe nicht die gleichen kontraproduktiven Muster und Zwänge weiter, die Dir Deinen Job schon zur Hölle gemacht haben.
Befreie Dich von dem Dogma, dass Deine Leidenschaft Dein Leben voll finanzieren muss.
Von all diesen Faktoren (und mehr) hängt eine erfolgreiche berufliche Neuorientierung ab, die, wie Du siehst, in Wirklichkeit viel mehr als nur das ist.
Und all das kannst Du grundsätzlich in jedem Alter tun.
Eine tolle Inspiration zu diesem Thema (spielerisch mit Deinen Leidenschaften umgehen) ist übrigens auch das Buch „Big Magic“ von Liz Gilbert – Du findest es unter meinen liebsten Lesetipps.
Neue berufliche Wege mit 40+ – ein paar tolle Beispiele
Zum Abschluss möchte ich Dir noch ein paar tolle Beispiele mit auf den Weg geben, die zeigen, dass erfolgreiche Veränderung im Leben nichts mit dem (jungen) Alter zu tun hat. Vergiss nicht, es könnte genauso gut Deine Geschichte sein:
Die US-Amerikanerin Louise Hay schrieb nach einem eher schwierigen Start ins Leben im Alter von 50 Jahren ihr erstes Buch. Mit fast 60 gründete sie den Verlag Hay House, heute ein großer, renommierter Verlag für die Themen Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität.
Hannelore Schillinger-Sauer gründete mit 53 ihr eigenes faires Handelsunternehmen.
Carmen Bauer eröffnete mit 46, mitten in der Wirtschaftskrise, ihr eigenes Café.
Es gibt tausende solcher Geschichten da draußen und sie alle begannen damit, dass eine Frau beschloss (oder gezwungen war), ihre eigenen Regeln zu machen.
Mit 30, 35, 40, 45, 50 oder später…
Vielleicht bist Du die nächste!
Mehr Motivation, Dein Leben nach Deinen eigenen Regeln zu leben, bekommst Du im Archiv!
Titelbild: unsplash.com | Elijah Henderson
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Der Beitrag Berufliche Neuorientierung mit 30 – der perfekte Zeitpunkt? erschien zuerst auf Free Your Work Life - Suzanne Frankenfeld.