Rob, Dom und Mikey sind drei Karriereaussteiger par excellence: Innerhalb weniger Jahre haben die Ex-Investmentbanker ihre unerfüllten Jobs in der Londoner City hinter sich gelassen und für alle, die es ihnen gleichtun möchten, eine erfolgreiche Internetplattform aufgebaut.
Ihr Projekt Escape the City ist mir schon im Frühjahr aufgefallen, als ich angefangen habe, über das Thema „erfülltes Arbeitsleben“ zu bloggen und begann, mich nach Gleichgesinnten umzuschauen. Die 2010 gegründete Webseite mit angeschlossenem Blog ist eine Jobbörse für Menschen, die eine sinnvolle, spannende Aufgabe jenseits von Großkonzernen, Banken und dergleichen suchen. (Es gibt dort übrigens auch Jobs in Deutschland – ein Besuch lohnt sich.)
Das Escape Manifest
Image may be NSFW.
Clik here to view.Auf das „Escape Manifest“, ein Sachbuch, das die drei Gründer 2013 veröffentlicht haben, bin ich nun allerdings erst kürzlich gestoßen und dachte mir „das muss ich unbedingt für den Blog lesen!“ – da es ja so sehr mein Thema ist. (Untertitel des Buches: Das Leben ist kurz. Steigen Sie aus. Kündigen Sie. Fangen sie etwas Neues an. Image may be NSFW.
Clik here to view. )
Gedacht, getan – kurz darauf lag das Buch auch schon in meinem Briefkasten. (Ich hatte aktiv beim Verlag nach einem Rezensionsexemplar gefragt… keine Ahnung, ob „man“ das so macht – bin ja keine Buchbloggerin. Jedenfalls hab ich eins bekommen.) Gespannt machte ich mich an die Lektüre.
Das Escape Manifest umfasst neun Kapitel plus Anhang auf insgesamt 310 Seiten. Die neun Kapitel sind noch einmal unterteilt in „Teil 1 – Vor dem Ausstieg“ und „Teil 2 – Nach dem Ausstieg“. Laut Klappentext ist das Buch „eine Quelle der Inspiration für jeden, der in seinem Büro sitzt und davon träumt, was es wohl sonst noch im Leben gibt“ und möchte neben Motivation auch ganz praktische Ratschläge für den Ausstieg aus dem „grauen Firmenalltag“ bieten.
Teil 1 – Vor dem Ausstieg
In Teil 1 – „Vor dem Ausstieg“ erfährt man mehr über die Geschichte und Beweggründe der Escape the City-Gründer Rob Symington und Dom Jackman. Sie schildern ein Empfinden, das besonders Angestellte aus Großkonzernen, Banken, Unternehmensberatungen etc. wohl gut nachfühlen können.
„Warum fällt es so schwer, bei der Arbeit sich selbst treu zu bleiben? Menschen, die in großen Unternehmen arbeiten, sprechen häufig nicht wie normale Menschen. […] Niemand aus unserem Arbeitsumfeld schien wirklich er selbst zu sein. Und dabei wären wir so gern in dieser Umgebung wir selbst gewesen. […] Häufig hört man, dass in der Geschäftswelt nicht unbedingt immer diejenigen am erfolgreichsten sind, die ihren Job am besten beherrschen. […] Es liegt ganz bei Ihnen, ob Sie in einem solchen Umfeld arbeiten wollen.“ (S. 32)
Ich habe mich darin jedenfalls stark wiedergefunden, wie generell in Teil 1, der recht umfassend alles behandelt, was einen vor dem Ausstieg so beschäftigt. Es geht um Ängste und wie man mit ihnen umgehen kann, ums Planen, um innere Blockaden, um „wie mach ich das mit der Kündigung“, eben um viele kleine und große Fragen, die sich so auftun.
Zusätzlich gibt es auf fast jeder Seite ein thematisch passendes, inspirierendes Zitat von einem erfolgreichen Aussteiger oder einer Person der Zeitgeschichte.
Teil 2 – Nach dem Ausstieg
Teil zwei befasst sich anschließend damit, welche Wege man nach dem Ausstieg einschlagen kann (was nicht heißt, dass man auch erst NACH dem Ausstieg beginnt, an dem jeweiligen Weg zu arbeiten). Die Autoren sehen hier drei Optionen: Die Suche nach einem „aufregenden“ Job, den Start in ein Abenteuer (à la Weltreise, über den Atlantik rudern etc.) oder die Gründung eines eigenen Unternehmens.
Dieser Teil des Buches ist eine bunte Mischung aus Business-Know-how, Erfahrungen aus der eigenen Gründungszeit von Escape the City, Handlungsempfehlungen („Kündigen Sie nicht sofort“, „Pflegen Sie Kontakt zu Komplizen“) sowie erneuter Anregung zum Hinterfragen kollektiver und eigener Glaubensmuster. Auch passende Zitate findet man in diesem Teil wieder.
„Hüten Sie sich vor Ratschlägen. Unerbetene und schlechte Ratschläge gibt es ohne Ende. Ratschläge basieren in der Regel auf den Erfahrungen und der Weltsicht der Person, die sie austeilt – nicht auf einem echten Verständnis Ihrer Ziele. Sie sind der einzige Mensch, der wirklich weiß, was Sie erreichen wollen.“
Im Anhang des Buches haben die Autoren schließlich noch eine Liste mit empfohlenen Büchern, Internetseiten und Artikeln für Ausstiegswillige zusammengestellt, die sich sehen lassen kann.
Resümee
Den ersten Teil des Escape Manifest habe ich regelrecht verschlungen, auch oder vielleicht gerade WEIL ich selbst diesen Teil des Weges „vor dem Ausstieg“ schon geschafft habe. So oft rief ich innerlich „ja, genau!“ und fühlte mich bestätigt in meinen Gedanken, Empfindungen und Entscheidungen.
Im zweiten Teil springen die Autoren für meinen Geschmack etwas zu sehr zwischen konkreter Anleitung und Motivationsabschnitten. Auf einmal finde ich da beispielsweise einen Abschnitt über Start-Up-Finanzierung, der im Vergleich zu anderen Themen relativ detailliert behandelt wird – aber um tatsächlich ausreichendes Einsteigerwissen zu vermitteln doch zu oberflächlich.
Wie die Autoren selber am Ende zusammenfassen: „Eine Schritt-für-Schritt Anleitung gibt es nicht“. Deshalb hätten sie für mich auch gerne ein kleines Stück weniger versuchen können, eine solche mitzugeben.
Außerdem hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche dem Buch nicht unbedingt gut getan hat. Denn bestenfalls sollte man beim Lesen nicht merken, dass ein Buch ursprünglich in einer anderen Sprache geschrieben wurde. Beim Escape Manifest wurden aber einige englische, längst eingedeutschte Begriffe aus der Geschäftswelt nochmal übersetzt, was den Lesefluss für mich an mancher Stelle etwas holprig machte („Äh, was meinen die damit jetzt?“).
Alles in allem habe ich die Lektüre dennoch genossen und auch noch einige neue Denkanstöße und Inspiration für mich mitnehmen können.
Wen kann das Buch weiterbringen?
Empfehlen kann ich dieses Buch Menschen, die genug von ihrem unerfüllten Arbeitsleben haben, aber noch kaum eine Ahnung, wie eine Veränderung aussehen und funktionieren könnte. Oder die zu viel Angst haben vor dem, was kommen könnte, und sich deshalb handlungsunfähig fühlen (die Kaninchen-Schlange-Nummer Image may be NSFW.
Clik here to view. ).
Das Buch kann definitiv als Motivationsbooster wirken, der Dir endlich mal sagt: „Ja, Du hast Recht, das ist alles verrückt da in der Business-Welt, sieh zu, dass Du da weg kommst!“ Der Dir zeigt, dass nicht Du „seltsam“ bist, sondern vielleicht doch eher viele der Menschen, denen es scheinbar nichts ausmacht, ihr halbes Leben mit etwas zu vertrödeln, das ihnen nichts bedeutet. Und der Dir Wege aufzeigt, die irgendwann Dein eigener werden könnten.
Falls Du auf Deinem Weg schon ein Stück weiter bist und tiefergehendes Business-Know-How oder Inspiration für ganz spezifische Bereiche anstatt eher allgemeiner Ermutigung und Motivation benötigst, ist dies sicherlich nicht das richtige Buch für Dich. Aber das haben die Autoren ja auch nicht beabsichtigt Image may be NSFW.
Clik here to view.
Die harten Fakten
Titel: Das Escape Manifest: Das Leben ist kurz. Steigen Sie aus. Kündigen Sie. Fangen Sie etwas Neues an.*
Autoren: Rob Symington, Dom Jackmann, Mikey Howe
Das Sachbuch ist 2013 im GABAL Verlag erschienen.
*Ich arbeite auf FreeYourWorkLife in seltenen Fällen mit Affiliate-Links. Bei dem Link zum Buch in diesem Artikel handelt es sich um einen solchen Link. Wenn Du etwas über diesen Link kaufst, erhalte ich prozentual eine kleine Vergütung. Ich setze solche Links generell nur dort, wo sie eh zu meinem Thema passen und wähle niemals ein Thema nach diesem Kriterium aus.
Der Beitrag „Steigen Sie aus! Kündigen Sie.“ – Kurzrezension von „Das Escape Manifest“ erschien zuerst auf freeyourworklife.de.